| für großes Orchester |
| 3-3-3-Bkl-3, 4-3-3-1, Pk, 4 Perk, Hf, 14-12-10-8-6 |
| 18:00 min. |
| 2003 |
| Partitur, 70 Seiten |
| 41,75   bestellen |
| TPV.S1-030 |
| Aufführungs-Leihmaterial |
| variabel   bestellen |
| TPV.S1-030L |
Luftiger Tanz, geerdet
(...) Schneider nutzt in seinen SYLPHIDENTÄNZEN nicht nur die herkömmlichen Spielweisen der Instrumente, sondern verlangt den Musikern auch einen nicht ganz ungewöhnlichen Umgang mit ihrem kostbaren Handwerkszeug ab. Die klanglichen und funktionellen Grenzen zwischen den verschiedenen Instrumentengruppen und -familien verschwimmen dadurch. Perkussive Effekte können auch bei den Bläsern entstehen, Schlagwerk und Streicher begegnen sich in gleitend verzogenen Tönen, und nicht nur die Saiteninstrumente sind zu Mehrklängen fähig.
Den Anfang bestimmen Rhythmus, Luftgeräusch, Windhauch und einzelne, wie Rufe eingeworfene Töne oder Motivbrocken. Ereignisse von unbestimmter Tonhöhe - Geräusche - herrschen vor. Im zweiten Abschnitt ändern sich die Rhythmusbilder, sie werden umgeben von auf- und absteigenden Skalen, deren Tonhöhen genau definiert sind. Ganz leise soll alles gespielt werden, wie aus weiter Ferne. Der dritte Abschnitt greift wieder auf Material des ersten zurück, ordnet es neu, durchsetzt es stärker mit Motiven von bestimmter Tonhöhe, die teilweise weit ausgreifen, Momente aus dem zweiten Abschnitt werden zusätzlich aufgerufen. Dem aufgelockerten vierten Abschnitt geben bewegte Flageoletts der Streicher die klangliche Grundlage, in die rhythmische Gruppen eingeblendet werden. Figurationen des Windes, wie sie im Anfangsabschnitt eingeführt wurden, erscheinen hier vergrößert. Die Ereignisse verdichten sich zusehends und beziehen Elemente aus den ersten beiden Abschnitten ein. Der beschleunigte Puls des Rhythmus leitet in den fünften Abschnitt über, eine weitere Variante des ersten, in dem die Verläufe mit bestimmter Tonhöhe noch stärker vertreten sind. Damit ist der erste Teil des Werkes abgeschlossen. Mit der (veränderten) Wiederkehr des Anfangsabschnitts ist er formal wie ein Tanzstück angelegt. Die rondoartige Struktur wird jedoch von einer durchgehenden Entwicklung überlagert, bei der sich die Merkmale der verschiedenen Abschnitte annähern und überschneiden.
Im zweiten Teil rückt die Musik dem Hörer näher, verlässt die leisen, entfernten Bereiche; das gesamte Orchester findet zu konzentrierter Aktion. Eines dieser sehr genau durchstrukturierten Sturmbilder, wie sie für Zemlinsky eine hohe musikalische Herausforderung darstellten? In einer Passage gegen Ende schwanken die Tonhöhen leicht, so wie es sich im Freien bei ständig wechselnder Windrichtung und -stärke ergibt. Schneider nimmt den Titel seines Werkes nicht nur als gedanklichen Anstoß, er führt ihn musikalisch durch.
Habakuk Traber
Peter Uehling in der BERLINER ZEITUNG vom 18. August 2003:
(...) Das Werk bedurfte nicht eines Typus, um erkennbar zu sein, es war stark genug, für sich selbst zu sprechen. Hier handelt es sich um eine Musik, der die verfremdeten Klänge so vertraut sind wie die normalen (...) Das entlastet die Frage nach dem Klang von ihrem historisch-moralischen Gewicht, das Ohr wird frei, auch wieder anderes wahrzunehmen.
Etwa, wie ganz eigen sich das entfaltet, wie vielfältig der Klang ist und wie konsequent er bei aller Farbigkeit gehandhabt wird. (...) Schneider entzieht dem Werk nicht die aufregenden Irritationen des kreativen Prozesses, er greift ins lebendige Wimmeln der Töne, gerät in Gefahr und kommt doch heil aus dem Durcheinander wieder heraus. (...)