| Picc/AltFl, 2 Git |
| 10:10 min. |
| 1999 |
| Partitur, 20 Seiten |
| 13,10   bestellen |
| TPV.S1-019 |
| Stimmensatz (Spielpartituren) |
| 22,35   bestellen |
| TPV.S1-019S |
Meine Stücke haben immer einen klanglichen Ausgangspunkt (im Gegensatz zu einem formalen, harmonischen oder architektonischen usw.), der wenig konkret ist und eher als eine Art Gefühl für eine bestimmte Klanglichkeit beschrieben werden kann. Man kann dies vielleicht damit vergleichen, dass man einen (tonalen) Akkord, ohne sich zunächst die Bestandteile (Töne) im Einzelnen klar machen zu müssen, ebenfalls eher mittels eines gewissen Gefühls erkennt. Manche sprechen in diesem Zusammenhang von Farben oder anderen visuellen Eindrücken. Ich bin überzeugt, dass das Wesen eines Stückes mit eben diesem oben beschriebenen Gefühl zu tun hat, das im Grunde der Boden einer jeden Komposition ist.
Kolibri ist ein schnelles und zugleich sehr zartes Stück, hauptsächlich deshalb, weil Gitarren eigentlich nur Klänge hervorbringen können, die im Rahmen einer gewissen Zartheit liegen. Es ist zweiteilig, und in beiden Teilen geht es in irgendeiner Weise um Bewegung und Tempo.
Der erste Teil, mit flirrend überschrieben, ist eher flächig angelegt. Die Piccolo-Flöte ist durch ihre tiefe Lage in den Gitarrenklang eingebettet, alle verwendeten Klanggestalten haben eine innere Bewegung. Es gibt immer wieder Unterbrechungen, die das Tempo mehr und mehr zurücknehmen.
Der Titel Kolibri entstand während der Arbeit an diesem ersten Teil, welcher mir dem Bild eines Kolibris vergleichbar scheint, der seinen Schwirrflug vor einer Blüte zeigt: schnell, flirrend und gleichzeitig stehend - und immer unendlich zart und leicht.
Zwischen dem ersten und dem zweiten Teil, presto possibile, gibt es allenfalls episodenhaft wirkende Verbindungen. Schnelle Skalen bestimmen das Bild, das vormals innere Tempo ist jetzt nach außen gekehrt. Die Flöte (jetzt Altflöte) bleibt weiterhin in den Gitarrenklang eingebettet. Wieder wird das Tempo nach und nach zurückgenommen, aber diesmal in solchem Maße, dass die Musik im Verlauf durch die zunehmende Bedeutung der Zusammenklänge einen gänzlich anderen Charakter bekommt.
Joachim F.W. Schneider